Hintergrund

Cooperativa Integral Catalana (CIC)

Die Idee von "Solidarische Ökonomie" ist nicht neu - unser Modell ist inspiriert von der Cooperativa Integral Catalana (=CIC), einer solidarisch-ökonomischen Gemeinschaft in der Nähe von Barcelona. (Webseite auf katalanisch und spanisch). Die CIC ist eine Art Dachverband von verschiedenen einzelnen Kooperativen.
Hier ein kurzer, informativer Artikel über die CIC auf deutsch (12.11.2011).

Zur Kooperative gehören auch Häuser und Wohnungen,
die Miete kann in ECO bezahlt werden. 
Die CIC gibt es als Initiative bereits seit 2009, jedoch hat sie erst durch die Proteste im Zuge der Occupy-Bewegung eine große Entwicklung und Zuspruch erfahren. Rund 5000 Menschen sind mittlerweile in die Kooperative integriert.

Die alternative Währung, mit der gehandelt wird, heisst "ECO". Mit diesem sozialen Tauschmittel können fast alle Grundbedürfnisse gedeckt werden. Mit ECO kann man  ökologische Produkte (Gemüse, Baustoffe) kaufen, Dienstleistungen (Transport, Klempner..) bezahlen und sogar Wohnungsmiete und Strom begleichen!

Mit der sozialen Währung ECO können ökologisch
und regional produzierte Nahrungsmittel gekauft werden. 

Wie kommt man an ECOs ran?

ECOs können durch Arbeit in der Kooperative verdient werden oder man tauscht einfach Euros in ECOs um.Auf diesem Weg bezieht die Kooperative selbst ein Einkommen in Euro. Die Verwendung dieses Geldes wird über eine "Einkaufszentrale" gemeinsam entschieden (siehe unten). Ein Rücktausch von ECO in Euro ist jedoch nicht möglich, damit geschöpfte Werte im Netzwerk der Kooperative verbleiben.



Wieso ist ein Rücktausch nicht erlaubt?

Wäre ein Rücktausch von ECO in Euro möglich, könnte man ganz leicht aus dem System Profit schlagen.
Ein Beispiel: Ein Unternehmer beschäftigt Arbeiter, die er mit ECOs bezahlt um ein Produkt herzustellen. Dieses Produkt würde er in ECO verkaufen und durch Rücktausch den Gewinn in Euro abschöpfen. Dieses  "Buisnessmodell" würde das System der Kooperative ausbeuten, da der Unternehmer faktisch Euros spart, er aber seinen Profit in Euro "verwandelt". Hauptziel der Kooperative ist, den Euro als Tauschmittel einer ungerechten Geldwirtschaft zu vermeiden. Das bedeutet auch, dass Werte, die durch die Kooperative geschöpft werden, der Gemeinschaft zurückgeführt werden sollen. Verbleibt der Wert in der Kooperative, werden damit ihre ökologischen und solidarischen Strukturen in der Entwicklung gefördert.

ECO-Währung vs Regiogeld

Ist der ECO als "alternative Währung" so etwas wie ein Regiogeld?
Es gibt einen grossen Unterschied zwischen dem Modell der CIC und dem deutschen "Regiogeld-Modell":

Der Hauptunterschied ist, dass die meisten Regiogeld-Gruppen einen Rücktausch in Euro ermöglichen.
Dadurch fördern deutsche Regiogeld-Modelle direkt die Euro-Ökonomie. Darüber hinaus wird für den Rücktausch oft eine Gebühr fällig, meist ca. 10%. Das bedeutet, dass man für 100"Regiotaler" anstatt 100Euros nur 90Euro ausgezahlt bekommt.


Die Zwiebel - ein kollektives ökonomische Modell

Die CIC besteht jedoch nicht nur aus dem ECO-Geldsystem. Sie kombiniert verschiedene solidarische Formen der ökonomischen Interaktion miteinander. Man kann sich dies wie eine Zwiebel vorstellen:


Die Zwiebel mit den 5 Ebenen:

  1. Geschenkökonomie: Teilen und Schenken ohne Gegenleistung.
  2. Tauschökonomie: Direkter Austausch von Ressourcen mit Gegenleistung, aber ohne Kalkulation.
  3. Soziale Währung: der ECO als Werkzeug, wenn Geschenk- und Tauschökonomie nicht möglich sind. 
    • Virtuelle Euro: Bezahlen in Euro, aber ohne Bankkonto.
    • Euro: Offizielle Währung.

    Den Kern der Zwiebel bildet die Form des Austausches, welche den höchsten solidarischen und humanistischen Wert trägt: die Geschenkökonomie. Geschenkökonomie heißt, ich verschenke etwas, ohne eine Gegenleistung zu erwarten.
    Die nächste Ebene bildet die Tauschökonomie, sie beinhaltet den direkten Tausch. Ich bekomme etwas und gebe dieser Person im Gegenzug das, was sie benötigt, als Ware oder Dienstleistung.
    Erst auf der dritten Ebene ist der ECO angesiedelt, für alle Geschäfte, die sich nicht im direktem Tausch abwickeln lassen.
    Es gibt in der Kooperative 2 Typen des ECOs:
      • ECOcoop: die übliche Währung für Kauf/Verkauf und Dienstleistungen
      • ECObásic: eine Art bedingungsloses Grundeinkommen. Dieses Geld ist nur verwendbar innerhalb eines Monats, danach verfällt es.
    Die vierte Zwiebelschicht wird gebildet vom "Virtuellen Euro". Die Dinge, die sich nicht über ECOs organisieren lassen müssen in Euro bezahlt werden. Diese Realität verlangt, dass jeder Mensch ein Bankkonto im Euro-System braucht. Durch den "virtuellen Euro" kann dies vermieden werden. Was so kompliziert klingt, bedeutet praktisch nichts anderes, dass man Euro-Überweisungen mit Hilfe der Kooperative durchführen kann, ohne selbst ein eigenes Bankkonten zu besitzen. Ohne Banken zu leben ist ein Wunsch vieler Menschen, der so wahr werden kann.
    Die fünfte und letzte Schicht der Zwiebel ist unser aller Alltag: Der Umgang mit der offiziellen Währung, dem Euro. Warum nutzt die CIC den Euro, wenn sie so kritisch mit dem herrschenden Geldsystem ist? Die fünfte Schicht der Zwiebel beschreibt ein Übergangs-Modell, damit die Kooperative mit kleinen Geschäften und Unternehmen interagieren kann, welche noch abhängig vom kapitalistischen Geldsystem wirtschaften müssen. Zweitens verwendet die CIC den Euro, um Gebühren und Zahlungen zu leisten, welche noch nicht zu 100% durch die Gemeinschaft abgedeckt werden können.

    Die Ordnung von 1 bis 5 entspricht dem solidarischem Prinzip der Kooperative. Hauptziel ist, alle Transaktionen in Euro zu minimieren und vor allem Ebene Fünf - den Euro als Tauschmittel einer ungerechten Geldwirtschaft - zu vermeiden.

    Gemeinsam einkaufen: "Central de Compras Colectivas"

    Alle gemeinsamen Ankäufe in Euro durch die Kooperative werden kollektiv entschieden. Sie werden durch das Organ "Central de Compras Colectivas" (CCC) ausgeführt. Diese "Einkaufszentrale" verhandelt mit den Anbietern. Wird zum Beispiel 100kg Mehl benötigt, was sagen wir normalerweise 100€ kostet, handelt die Einkaufszentrale mit dem Mehlanbieter aus, wieviel Prozent vom Betrag in Euro und in ECO bezahlt wird, z.B. 90€ + 10 ECO.
    Wenn die Handelsbeziehungen gut laufen, wird der Prozent-Betrag in ECO schrittweise erhöht.
    Zur Zeit (2012) gibt es viele Handelspartner, die ihre Waren zu 50% in ECOs an die Kooperative verkaufen.

    Entscheidungsfindung

    Die CIC fördert dezentrale und autonome Entscheidungsfindungen.

    Somit können Kooperationen, Gremien oder lokalen Personengruppen ihre eigenen Entscheidungen treffen, immer unter Einhaltung der Mindest-Vereinbarungen vereinbart der Kooperative.







    Andere wichtige Charakteristika sind:
    • Die Versammlungen sind vollständig geöffnet. Man muss nicht Mitglied sein.
    • Entscheidungen werden im Konsens getroffen. Ansonsten sind die Vorschläge redefiniert bis der Konsens ist getroffen ist, wodurch es weder Mehrheiten noch Minderheiten gibt.
    • Alle vorherigen Vereinbarungen sind kündbar. Neue Vorschläge können durch Konsensus eingeführt werden.


    Ca l'Afou


    Ca La Fou ist eine der Kooperativen im Netzwerk der CIC. Sie ihr wichtigstes Zentrum: 2,8 Hektar gross und kollektiv gekauft. Es gibt ein grosses Gebäude mit 27 Wohnungen, die von den Mitgliedern der Gemeinschaft bewohnt werden. In den 2 anderen Gebäuden sind Renovierungen geplant.
    Link zum Ca l'Afou in Google Maps

    Die Prinzipien für diese Gemeinschaft, die dort lebt, sind Selbstverwaltung, Versammlung (Konsensus), Genossenschaftswesen, Ökologie und Permakultur.

    Es gibt eine Versammlung und verschiedene Arbeitsgruppen:
    • Organisation
    • Altbauerneuerung
    • Projekte
    • Konfliktlösung
    • Finanzierung
    • Kommunikation